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Tyisch Mann, typisch Frau? Wie fest haften Klischees heute noch in unseren Köpfen?

Typisch Mann – typisch Frau?

Wie auch im letzten Beitrag beschäftigen wir uns heute wieder mit den Klischees, die unsere Geschlechter betreffen und manche Verhaltensweisen von klein auf prägen.
Jungs in blau, Mädchen in rosa, so geht es früh schon los mit der Verteilung von Geschlechterrollen, die Kinder wachsen mit Ansichten auf, die ihnen ihre Eltern von Geburt an über Jahre hinweg vermitteln. So möchten sich Jungs “typisch männlich” verhalten, müssen sich das Heulen verkneifen und immer tapfer sein. Mädchen lernen durch ihr Umfeld und durch das Verhalten anderer schon früh, dass in jeder Frau eine Prinzessin steckt – natürlich wollen sie diesem Rollenbild nacheifern.
Na klar – ein Mann ist ein Mann und eine Frau eine Frau, aber gibt es wirklich solche gravierenden Unterschiede zwischen den beiden oder sind die Rollenklischees nur Probleme, die durch unsere Gesellschaft verursacht werden? Wieviel Biologie oder Genetik steckt wirklich in “typisch” männlichem oder weiblichen Verhalten?

Welche Klischees sind bei Frauen am prominentesten vertreten?
Viele Frauen ärgern sich, dass ihnen das Klischee zickig zu sein anhaftet, wie mit Superkleber festgepappt. Sobald sie mal ihre Meinung äußern heißt es gleich “die ist aber zickig”. Es wird ihnen damit nicht möglich gemacht, sachlich ihre Meinung zu gewissen Themen zu vertreten, auch wenn es um die Partnerwahl geht. Erteilen sie einem Mann eine Abfuhr, dann teilen andere, die die Situation beobachten der Frau häufig sofort das Attribut “Zicke” zu. Dabei ist es doch ihr gutes Recht, dem Mann zu sagen, wenn kein Interesse am Flirten besteht, oder?
Männer, die ein solches Verhalten zeigen und deutlich ihre Meinung kundtun werden hingegen vom Großteil der Bevölkerung als “entscheidungsstark” und “selbstbewusst” eingestuft.
Den Frauen bleibt also nur eins: über den Zickenstatus hinwegsehen und sich nicht um die Meinung anderer kümmern, oder den Mund zu halten, um nicht schlecht dazustehen.

Männer – die sind beschränkt und wollen immer nur das Eine
Arme Männer – während Frauen “nur” zickig sind, haben Männer anscheinend die Eigenschaft, alles interessant zu finden, was nicht bei drei auf dem Baum ist. Für kompliziertes Denken haben sie nichts übrig, Gespräche finden sie überflüssig – eigentlich wollen sie nur Bier trinken, Fußball schauen und sonst ihre Ruhe haben. Sie verlieben sich nicht, sind meist auf der Suche nach einer Affäre und für eine Beziehung nicht wirklich zu haben.
Eine Frau, die sich über einen Mann lustig macht, wird mindestens eins dieser sehr generalisierenden Klischees auf ihn anwenden. Auch damit werden wir den Männern leider nicht gerecht.

Angeboren oder erworben?
Viele Rollenklischees sind mit Sicherheit nicht angeboren und fest in der Person verankert, sondern durch die Erziehung und das Verhalten der Gesellschaft anerzogen. Sie können also mit etwas Übung auch wieder verlernt und umgebaut werden.
Vielen Menschen sind so viele Klischees anerzogen worden, dass sie sich gar nicht mehr darüber im Klaren sind, welchen sie davon täglich aufsitzen. Mädchen spielen lieber mit Puppen oder Barbies, weil es ihnen so vorgelebt wird und weil sie sich damit “perfekt” auf die Rolle der späteren Mutter vorbereiten können. Den Jungs zeigt dieses Verhalten, dass es ihnen eher nicht zugedacht ist, sich um Kinder und eine Familie zu kümmern – sie sind für schnelle Autos und Fußball vorgesehen.
Gewisse Eigenschaften der Geschlechter werden natürlich auch auf die Einwirkungen der männlichen und weiblichen Geschlechtshormone zurückgeführt. So führt der Einfluss von Testosteron zu mehr Aggressivität und Gewaltbereitschaft. Frauen haben von diesem Hormon weniger, sind also etwas weniger aggressiv. Überschätzen sollte man diese Einflüsse jedoch nicht, denn es handelt sich hier rein um genetische Voraussetzungen, die lange noch nicht den Einfluss einer Erziehung und der Prägung durch das soziale Umfeld einer Person ausgleichen können.

Kann man etwas ändern an Klischees und Rollenbildern, die sich im eigenen Kopf festgesetzt haben?
Seine Einstellung zum anderen Geschlecht von Grund auf zu ändern, wenn man bereits eine sehr klischeelastige Erziehung genossen hat, ist etwas schwierig. Selbst Kinder, die mit neutralen Rollenbildern aufgewachsen sind, sehen als junge Erwachsene, dass die Gesellschaft manchmal fast von ihnen verlangt, in bestimmten Schubladen zu denken. Frauen sollen permanent in Bekleidungsgeschäfte gelockt werden, Männer bekommen schlüpfrige Themen und Sport präsentiert. Da erwischt man sich selbst schon mal dabei, dass man in Schubladen denkt, obwohl man es eigentlich gar nicht will.
Um so etwas zu ändern heißt es wachsam bleiben und erst einmal nachdenken. Ärgert man sich als Mann so sehr über das langsame Auto vor einem, weil man sieht, dass eine Frau am Steuer sitzt? Meint man als Frau, keine Chancen auf Karriere zu haben, weil das Streben nach Erfolg eine “typisch männliche” Eigenschaft ist?
Denkt man eine Weile über die meisten der gängigen Klischees nach, dann kommt man meist darauf, dass sie völliger Quatsch sind und vor allen Dingen nie auf den Großteil der Männer oder Frauen angewendet werden können.
Frauen zum Beispiel stehen sich beim Karriere machen manchmal selbst im Weg, weil sie sich so sehr in ihr Rollenbild eingefunden haben. Lieber nicht nach einer Gehaltserhöhung fragen – der Chef könnte denken, man sei habgierig. Lieber nicht dem lästigen Kollegen mal eine ordentliche Abfuhr erteilen – hinterher steht man vor dem gesamten Betrieb als Zicke da.

Um etwas zu ändern müssen wir unsere Denkmuster anpassen und neu strukturieren
Bevor wir uns also in passenden Situationen wieder mal “Typisch Mann, typisch Frau” denken, sollten wir vorher kurz überlegen, ob es denn wirklich stimmt. Das ist schwierig, denn es heißt, Ansichten zu hinterfragen, mit denen man schon sehr lange lebt und die einem stets natürlich vorkamen.
Zum Glück ist es in der heutigen modernen Welt weitestgehend möglich, sich auszuleben, egal ob als Mann oder als Frau. Frauen “dürfen” Rennautos toll finden und dazu auch noch Fußball spielen, während ein Mann nicht gleich ausgelacht wird, wenn er zugibt, traurig zu sein oder Liebeskummer zu haben. Zwar sind Frauen und Männer lange noch nicht überall gleichberechtigt, aber seitdem nicht mehr öffentlich behauptet wird, Männer müssten stark sein und Frauen gehörten an den Herd, haben sich die Verhaltensweisen von Frauen und Männern einander angenähert.
Viel mehr Frauen als früher beginnen ein naturwissenschaftliches Studium – früher wurde ihnen eingetrichtert, dass ihr Gehirn dazu nicht in der Lage sei.
Männer sind sich nicht mehr zu schade, zu modischen Interessen zu stehen oder sich als sensibel zu outen – früher hieß es so etwas sei “kein richtiger Mann”.

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